Mittelstand - Wege durch die Coronakrise
Noch immer hält das Coronavirus uns fest im Griff. Die Pandemiekrise stellt die deutsche Wirtschaft vor die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte. Unternehmen müssen nicht nur mit Umsatzeinbußen kämpfen, sondern sich auch der Herausforderung stellen, Auflagen zu erfüllen, ihre Betriebe „Corona-sicher“ zu machen und sich auf mögliche Kapazitätsausfälle und Lieferengpässe einzustellen. Schließlich kann ihnen im Ernstfall auch eine vorübergehende Betriebsschließung drohen. Wie kann hier ein möglichst reibungsloser Weg durch die Krise aussehen? Den einzig richtigen Weg für alle Unternehmen gibt es leider nicht. Hier spielen viele Faktoren, wie z.B. Unternehmensgröße, Branche und Unternehmensstruktur, eine große Rolle. Nach mehr als zwei Monaten Corona-Krise zieht era-contact bezüglich der getroffenen Maßnahmen für sich eine erste Bilanz und gibt dabei einen Überblick über die bisherigen internationalen Auswirkungen im Unternehmen.
Kurzer Einblick in die Firmenstruktur von era-contact
era-contact ist Weltmarktführer und Hersteller von elektrischen Kupplungen im Schienenverkehr, Kabelkonfektionen und Fahrzeugverkabelungen. Das inhabergeführte Unternehmen ist Teil der aichele GROUP und hat weltweit rund 650 Mitarbeiter an sechs Produktionsstandorten – in 2 x Deutschland, USA, China, Tunesien und der Türkei.
Zentrales Krisenmanagement
Aufgrund des chinesischen Standortes der era-contact wurde das international tätige Unternehmen und die Unternehmensleitung des Mutterkonzerns bereits früh mit den Folgen der Corona-Pandemie konfrontiert. Für den weltweiten Firmenverbund wurde zeitnah ein zentrales Corona-Krisen-Team direkt unter der Firmenholding aufgestellt. Die Führungskräfte der einzelnen Standorte berichten regelmäßig in kurzen Abständen der Corona-Task-Force und erhalten im Gegenzug von dieser zentral installierten Koordinationsstelle einen internationalen Statusbericht der anderen Standorte. Das hilft den Überblick über die verschiedenen Auflagen und Bestimmungen der unterschiedlichen Länderregierungen zu behalten und Konsequenzen für andere Standorte abzuschätzen, so dass bei Bedarf unverzüglich die notwendigen Maßnahmen eingeleitet werden können.
Diese enge Zusammenarbeit und besondere Koordinationsleistung der zentralen Corona-Task-Force hat sich vor allem bei der Verwaltung der internationalen Ressourcen bewährt, dadurch konnten Ressourcen-Engpässe an einzelnen Standorten schnell und unkompliziert abgefedert werden. Durch die kontinuierliche Aufrechterhaltung der Produktion, waren wir jederzeit in der Lage unsere Kundenaufträge zu erfüllen.
Präventivmaßnahmen
Ein mit dem Corona-Virus infizierter Mitarbeiter kann das Unternehmen teuer zu stehen kommen. Im schlimmsten Fall muss eine Abteilung oder gar das gesamte Unternehmen geschlossen werden. Zu den Befürchtungen einer Infektionskette im Unternehmen und der damit verbundenen Gesundheit der Mitarbeiter, kommen in diesem Fall noch die entstehenden massiven Produktionsausfälle und Lieferschwierigkeiten dazu, welche enorme Kosten und vor allem unzufriedene Kunden verursachen. era-contact führte schnell entsprechende präventive Maßnahmen an den internationalen Standorten ein, um dieses Risiko und dessen Folgen von Anfang an zu reduzieren. Hierbei war auch die volle Lieferfähigkeit von besonderer Bedeutung, um den gewohnt hohen Standard bei der Kundenzufriedenheit aufrechtzuerhalten.
In erster Linie wurden alle Hygiene- und Abstandsregeln des Robert Koch Instituts (RKI) innerhalb der weltweiten Standorte umgesetzt. Engpässe bei den Hygienemitteln wurden schnell durch den Austausch von Lagerbeständen über die verschiedenen Niederlassungen hinweg ausgeglichen. Damit die Einhaltung der Abstandsregeln gewährleistet werden kann und um einen Totalausfall von Abteilungen zu verhindern, arbeitet die Hälfte der Büroangestellten seit Beginn der Corona-Beschränkungen vom Home-Office aus. Der andere Teil bewältigt die Aufgaben wie gewohnt weiter am jeweiligen Standort und übernimmt die notwendigen Koordinationsaufgaben vor Ort im Unternehmen, selbstverständlich unter Einhaltung der Abstandregeln und der Benutzung von Atemschutzmasken. In der Produktion wurde das Problem durch die Einführung eines Schichtbetriebs gelöst, und das Layout in der Produktion der 1,5 Meter Abstandsregel angepasst. Geschäftsleitung und Führungskräfte sind von der Home-Office-Regelung ausgenommen und stehen als Ansprechpartner in der Firma zur Verfügung. Der bisherige Kantinenbetrieb wurde vorerst komplett eingestellt und versetzte Pausenzeiten tragen dazu bei, Menschenansammlungen möglichst zu vermeiden.
Dienstreisen jeglicher Art wurden auf das Nötigste begrenzt. Statt persönlichen Meetings setzt man jetzt auf moderne Video- und Telefonkonferenzen mit neuster Technik. Für den Fall, dass die Abstandsregeln bei der Arbeit nicht eingehalten werden können, gilt eine Maskenpflicht. Besucher des Unternehmens haben generell eine Maskentragepflicht innerhalb der Firmenräumlichkeiten. Am Empfang bringt eine Acrylschutzwand weitere Sicherheit für das eigene Personal und eine Besucherliste mit den Kontaktdaten und den mit Corona verbundenen Fragen soll im Ernstfall helfen, den Zutritt zu untersagen oder Infektionsketten schnell nachvollziehen zu können.
Produktionskapazitäten und Lockdown
Was die Produktionskapazitäten betrifft, war era-contact glücklicherweise bereits schon vor Corona sehr gut aufgestellt. Bereits vor einigen Jahren standardisierte das Unternehmen weltweit seine Produktionsabläufe mittels einem international tätigen Operational Excellence Team (OpEx). Sollte jetzt die vorübergehende Schließung eines Firmenstandortes nötig sein, ermöglicht das auch eine kurzfristige Verlagerung der Produktion an andere Werke. Material und Fertigerzeugnisse können dann auch von anderen Standorten aus an unsere Kunden geliefert werden.
Dank dieser Standardisierungen und der Umstellung auf eine zentrale Lagerverwaltung, können Lagerbestände einfach, bei Problemen mit der Supply Chain eines Standortes, innerhalb des Firmenverbunds verschoben werden. Das in den letzten Jahren ausgebaute internationale Lieferantenetzwerk der era-contact, hat sich bei Lieferengpässen und Ausfällen einzelner Lieferanten während der Krise bewährt.
Kommunikation in Zeiten von Corona
Die Corona-Krise verunsichert uns alle. Niemand kann sagen, wie selbst die nahe Zukunft aussehen wird. Deshalb ist es uns wichtig durch eine offene Kommunikation und regelmäßige Informationsweitergabe Transparenz zu schaffen und das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern auch weiterhin in dieser schwierigen Situation zu stärken. Würde es beispielsweise zu Verzögerungen bei einem Auftrag kommen, z.B. durch national eingeführte Beschränkungen an einem der Standorte, und dadurch die Produktion eingeschränkt wird, wird der Kunde umgehend davon unterrichtet und dabei wird mit ihm abgestimmt, ob der Auftrag gegebenenfalls auch an einem der anderen Firmenstandorte gefertigt werden darf.
Die regelmäßige Weitergabe und Verbreitung der Informationen an die Mitarbeiter findet mittels Aushängen, Intranet-News oder direkt über den Vorgesetzen statt. Ein wichtiger Baustein, um die Gemeinschaft im Unternehmen zu stärken und die Identifikation des einzelnen Mitarbeiters mit dem Unternehmen zu fördern. Denn wir sitzen alle im gleichen Boot, im Moment auf unruhiger See. Unser Ziel ist es gemeinsam gestärkt als Einheit in die Zukunft zu gehen. Auch die Mitarbeiter im Home-Office werden regelmäßig mit Telefonkonferenzen auf dem Laufenden gehalten. Die Mitarbeiter zeigen durch eine offene Kommunikation mehr Verständnis, auch für unpopuläre Maßnahmen. Wir müssen zusammenhalten, um stark sein zu können.
Fazit (Stand Ende Mai)
Wir sind stolz, dass sich unsere Strategie bewährt hat. Bis heute gibt es glücklicherweise an keinem Standort der era-contact einen COVID19-Fall. Die Kundenzufriedenheit hat, trotz immer wieder auftretender Störungen in den Lieferketten, dank unserer umgesetzten Maßnahmen und unserem flexiblen und engagierten Einsatz, nicht gelitten. Außerdem haben wir es auf diesem Weg geschafft, 90% unserer Fertigungskapazitäten weltweit aufrechtzuerhalten. Eine außergewöhnliche und schwierige Zeit und doch - alles in allem war es für uns genau der richtige Weg.
Wir bedanken uns herzlich für das entgegen gebrachte Vertrauen bei unseren Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern, die sich auch in diesen Zeiten auf unser Engagement, unseren Einsatz und unsere Unterstützung verlassen können.
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